Surfcamp Review 🏄‍♀️: Summersurf

Nachdem mich ein dreistündiger Surf-Schnupperkurs im Januar 2017 komplett angefixt hatte, wollte ich unbedingt richtig surfen lernen. Daher habe ich habe über die Osterfeiertage nochmals vier Unterrichtseinheiten von einem Anfängerkurs besucht. Da es mich aber gestört hat, dass ich jedes Mal einen neuen Surflehrer hatte, habe ich beschlossen im Sommer in Surfcamp zu besuchen. Ich habe mich informiert und mich letztendlich für Summersurf in Carcans Plage entschieden. Da vielleicht einige von euch auch darüber nachdenken, ein Surfcamp zu besuchen und das Angebot nicht gerade klein ist, möchte ich hier einen Review über Summersurf schreiben und damit vielleicht dem ein oder anderen bei der Entscheidung helfen.


Blick von der Düne auf Carcans Plage

Ich habe mir vier Kriterien überlegt, die mir persönlich bei der Wahl eines Surfcamps wichtig sind. Diese werde ich einzeln beurteilen und zum Schluss über ein Fazit zum Gesamteindruck ziehen. Los geht's mit dem ersten Kriterium, der Anreise.

1. Anreise

Summersurf befindet sich auf einem Campingplatz in Carcans Plage, einem kleinen Strandörtchen etwa 70 km westlich von Bordeaux. Von Stuttgart sind es insgesamt knappe 1.200 km Fahrtstrecke mit dem Auto. Damit ist es, für einen Surfspot, recht nah für alle, die aus Süddeutschland anreisen. Wenn man weiter aus dem Norden anreist, gibt es laut Summersurf ebenfalls eine Route, die nur 1.100 km lang ist.

Ihr könnt aber auch mit dem Flugzeug anreisen. Der Flughafen in Bordeaux ist etwa 50 km entfernt. Wenn ihr euch für eine Anreise mit dem Flugzeug entscheidet, bietet Summersurft sogar die Organisation eines Shuttles an. Ich habe mich mal informiert, von welchen deutschen Flughäfen ihr einen Direktflug nach Bordeaux bekommt. Es sind Hamburg, Berlin, Düsseldorf, München und Frankfurt am Main.

Direktflüge nach Bordeaux. Abgerufen unter www.skyscanner.de

Es ist ebenfalls möglich, mit dem Fernbus oder der Bahn anzureisen. Informiert euch einfach über Busliniensuche, ob es Verbindungen gibt, die für euch in Frage kommen. Ihr könnt auf dieser Website nach Mitfahrgelegenheiten, Fernbus- und Bahnverbindungen oder Kombinationen aus diesen Möglichkeiten suchen. Somit erkennt ihr recht schnell, welche Optionen ihr habt.

Beispielhafte Eingabe für eine Suche von Stuttgart nach Bordeaux auf www.busliniensuche.de

Weitere Informationen zur Anreise findet ihr auch bei Summersurf direkt. Außerdem könnt ihr in dieser Facebook-Gruppe nachschauen. Vielleicht findet sich ja jemand, der euch mitnimmt.

Ich persönlich habe die Einreise als angenehm empfunden. Wir sind zu zweit mit unserem VW Bus T3 "Clubbi" gefahren und konnten uns so einfach abwechseln. Mit so einem Auto braucht man vielleicht etwas länger als mit einem neueren Auto, aber man schafft es trotzdem in einem Tag. Hier vielleicht noch ein Tipp: Wenn ihr früh losfahrt, habt ihr auf dem ersten Teil der Strecke recht wenig Verkehr und kommt besser voran. Außerdem sind die Temperaturen noch kühler. Wir sind um 6 Uhr morgens losgefahren und können das nur weiterempfehlen.

2. Unterkunft & Essen

Wir haben uns letztes Jahr für Summersurf entschieden, da es eines der wenigen Surfcamps ist, bei denen man mit dem eigenen Wohnwagen, Wohnmobil oder Zelt schlafen und sich selbst verpflegen kann. Daher kann ich über die Unterkunft und das Essen nicht ganz so viel sagen. Aber da ich mich mit den anderen Teilnehmern, die größtenteils im Camp selbst untergebracht waren und auch dort gegessen haben, unterhalten habe, versuche ich es trotzdem.


Unser Stellplatz für die Woche (wir haben auf dem Foto gerade aufgebaut)

Wer im Camp wohnt, schläft in einem einfach Zelt mit einer oder zwei Kabinen und einem Vorraum, wo Schuhe usw. abgestellt werden können. Ihr seid immer zu zweit in einem Zelt untergebracht. Da aber manche Zelte zwei getrennte Kabinen haben, müssen Alleinreisende nicht direkt neben einer fremden Person schlafen. Dafür einfach bei der Buchung angeben, dass eine eigene Kabine gewünscht ist. Die Kabinen sind mit Luftmatratzen ausgestattet, für die jeder Teilnehmer ein eigenes Bettlaken und einen Schlafsack mitbringen muss. Ich habe nicht mitbekommen, dass irgendjemand schlecht geschlafen hätte. Aber nach den Surfkursen ist man auch richtig im Eimer und schläft wie ein Stein. Für Neoprenanzüge und Handtücher gibt es im Camp diverse Aufhängmöglichkeiten, sodass diese nicht im Zelt getrocknet werden müssen. Zudem steht in jedem Zelt eine Box bereit, in der die Neos über Nacht gelagert werden können.

Auch die sanitären Anlagen sind absolut in Ordnung. Summersurf hat keine eigenen sanitären Anlagen, man benutzt einfach die vom Campingplatz mit. Da es ein recht einfacher Campingplatz mit vielen Surfern ist, muss man sich vielleicht mit dem ein oder anderen Sandkorn in der Dusche zurecht finden. Aber die Reinigungskräfte geben ihr Bestes. Ich persönlich habe die Sauberkeit als ausreichend empfunden. Man ist schließlich auf einem Campingplatz und teilt sich die sanitären Anlagen mit anderen Surfern. Da kann man nicht die Sauberkeit eines 5-Sterne-Hotels erwarten.

3. Surfkurs

Zu Beginn des ersten Kurstages haben sich die Teilnehmer aller Surfkurse, die Surflehrer und alle Personen, mit denen man sonst noch so zu tun hat in einen Kreis zusammengesetzt und sich vorgestellt. Anschließend wurden die Neoprenanzüge ausgegeben. Dann wurde die Gruppe in eine Teilgruppe für die Anfänger und eine für die Intermediates und Fortgeschrittenen aufgeteilt. Zum Schluss hat jeder sein "eigenes" Surfbrett für die komplette Kurswoche erhalten. Und dann ging es los zum Strand. Der Weg vom Camp bis zum Strand dauert etwa 15 Minuten und ist schon ein wenig beschwerlich, da man die "Todesdüne" überwinden muss (das ist die Düne auf dem Titelbild meines Blogs). Aber es lohnt sich! Am Strand angekommen wurden uns Anfängern noch einige weitere organisatorische und grundlegende Informationen mit an die Hand gegeben. Dann durfte man sich seine Surflehrer für die Woche aussuchen. Auf jedes Surflehrerteam (bestehend aus zwei Surflehrern)  kamen maximal sieben Schüler. Darauf wurde bereits bei der Einteilung geachtet.

Ein Teil des Strands von Carcans Plage

Sobald die Gruppen gut eingeteilt waren, ging es los. Der Strand von Carcans ist sehr lang. Daher ist man sich, trotz einigen Gruppen, nie in die Quere gekommen. Wie jeden Tag, haben wir uns auch am ersten zunächst ein gutes Plätzchen gesucht. Anschließend haben wir uns nochmals vorgestellt und unsere Ziele für die Woche besprochen. Nach einer kurzen Erklärung zum richtigen Paddeln ging es dann endlich ins Wasser: Bretttechniken standen auf dem Plan. Also paddelten wir an einer wellenarmen Stelle gemeinsam raus, um zu lernen wie wir unser Surfbrett am besten handeln und lenken. Eine solche Einheit hatte ich in meinen vorangegangenen Surfkursen nie. Aber ich fand es wirklich hilfreich, vor dem Surfen erstmal den Umgang mit dem Surfbrett zu lernen. Anschließend stand bereits das erste Highlight an. Von den Surflehrern wurde bewusst eine Stelle ausgewählt, von der wir aufgrund der Strömung leicht abgetrieben wurden. Nachdem wir noch ein kleines Stück weitergepaddelt sind, durften wir - einer nach dem anderen - in Bauchlage bis zum Strand "surfen". Ein tolles Gefühl! Anschließend sind wir zunächst nochmal in Bauchlage im Weißwasser gesurft. Nachdem das bei allen recht schnell sehr gut geklappt hat, haben wir zuerst im Trockenen und dann im Weißwasser die richtige Aufstehbewegung gelernt und geübt. So ging der erste tolle Tag zuende.

Die weiteren Tage liefen ähnlich wie der erste Tag ab: Eine Mischung aus Trockenübungen am Strand, bei denen gezielt auf unsere Probleme und Fragen eingegangen wurde und Surfen im Wasser. Je nach Bedingungen entweder im Weißwasser oder sogar schon in grünen Wellen. Dazu muss man sagen, dass alle Teilnehmer in meiner Gruppen bereits ein wenig Surferfahrung hatten. Das wurde von den Surflehrern berücksichtigt, sodass wir nicht stundenlang Dinge üben mussten, die wir schon konnten, sondern schneller Fortschritte machen konnten. Dabei waren die Surflehrer immer kreativ und haben sich verschiedene neue Herausforderungen für uns einfallen lassen. Dazu kamen Videoanalysen an Land und im Wasser, mit denen wir insbesondere unsere Aufstehbewegung verbessern konnten.

Neben den Einheiten am Strand gab es über die Woche verteilt auch drei Theorieeinheiten zu Grundlagen wie der Entstehung von Wellen und Strömungen, die uns halfen, die Natur besser zu verstehen. Diese Einheiten waren allesamt interessant gestaltet, haben Spaß gemacht und dabei geholfen, das Meer und die Wellen besser zu verstehen.

4. Equipment 

Da ich zum Zeitpunkt meines Aufenthalts bei Summersurf weder Neoprenanzug noch Surfbrett hatte, habe ich beides bei Summersurf geliehen. Beides war auch im Preis inbegriffen. Die Neoprenanzüge waren in guten Zustand, ohne Löcher und sauber. Auch die Surfbretter waren absolut in Ordnung: Die Anfänger haben Softboards erhalten, die Intermediates und Fortgeschrittenen harte Surfbretter. Natürlich konnte man auch eigene Surfbretter und Neoprenanzüge benutzen. Aber die meisten haben tatsächlich beides geliehen. Gut hat mir gefallen, dass man eben die ganze Woche den gleichen Neoprenanzug und das gleiche Surfbrett hatte. So konnte man sich an beides gewöhnen und hatte fast das Gefühl, dass es die eigenen Sachen waren.

5. Gesamteindruck

Ich denke, es ist bereits deutlich geworden: Mir hat es bei Summersurf unheimlich gut gefallen. Ich habe mich jederzeit wohl und gut aufgehoben gefühlt. Insbesondere, da jede Gruppe für die ganze Woche die gleichen Surflehrer hat, entsteht hier ein Vertrauensverhältnis, das für mich sehr wichtig ist. Schließlich kommt man gerade als Anfänger oder Intermediate, beispielsweise bei den ersten Erfahrungen in grünen Wellen, in schwierige und vielleicht auch angsteinflößende Situationen. Um diese Situationen zu meistern, empfinde ich Vertrauen zum Surflehrer als essentiell.

Mir hat außerdem gut gefallen, dass man seinen Aufenthalt ganz unterschiedlich gestalten kann. Entweder man bucht das Komplettpaket mit Unterkunft und Verpflegung. Man kann auch statt im Zelt mit dem eigenen Zelt oder Camper kommen und sich trotzdem im Camp verpflegen lassen. Oder man verzichtet eben auf Unterkunft und Verpflegung. So ist eigentlich für jeden etwas dabei.

Summersurf ist insbesondere für Surfer ab Anfang 20 geeignet, die kein typisches Party-Surfcamp suchen. Der Altersdurchschnitt lag schätzungsweise bei Mitte 20. Es waren natürlich auch einige jüngere Teilnehmer dabei, aber der Großteil war zwischen Anfang 20 und Anfang 30.  Ich habe das als sehr angenehm empfunden weil ich mich eben nicht zwischen 16- bis 18-jährigen wiederfinden wollte. Obwohl Summersurf sicherlich kein Party-Camp ist, so wird auf Geselligkeit und das ein oder andere Bierchen nach dem Abendessen trotzdem nicht verzichtet. Zudem gab es in der Woche zwei Bar-Abende im Nachbarcamp, die viel Spaß gemacht haben.

Falls ihr euch für Summersurf interessiert, so findet ihr weitere Infos auf der Website von Summersurf und bei Facebook.

Mich würde nun interessieren welche Surfcamps ihr empfehlen könnt. Schreibt's in die Kommentare!

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